
Solarmodule haben eine Lebensdauer von rund 25 Jahren – doch was passiert danach? Allein in Deutschland könnten bis 2030 über 400.000 Tonnen ausgediente PV-Anlagen zur Entsorgung anstehen. Ein gewaltiges logistisches und ökologisches Problem – gerade für Kommunen, die kaum auf diese neue Art von Altlast vorbereitet sind. Wer haftet, wenn Schadstoffe austreten? Wie gelingt der Rückbau effizient, kostengünstig und umweltschonend? Und warum werden so viele Module einfach zwischengelagert statt recycelt? Dieser Artikel klärt auf – und liefert konkrete Handlungsansätze
Rückbau ist nicht Rückbau: Was Kommunen oft übersehen
Während die Errichtung von Photovoltaikanlagen inzwischen vielerorts standardisiert verläuft, wird der Rückbau meist improvisiert. Es fehlen einheitliche Verfahren, klare Zuständigkeiten und oft auch das Know-how in der Verwaltung. Noch gravierender: Häufig fehlen geeignete Werkzeuge und Fahrzeuge für die sichere Demontage – hier kann der Einsatz eines passenden Hubsteigers entscheidend sein, um Schäden zu vermeiden und Arbeitsunfälle zu verhindern. Denn viele Anlagen befinden sich auf Dächern öffentlicher Gebäude oder in schwer zugänglichen Bereichen, wo konventionelle Mittel versagen.
Nicht zu unterschätzen sind auch die Risiken durch schadstoffhaltige Bauteile. Einige ältere Module enthalten geringe Mengen an Blei, Cadmium oder PFAS – Stoffe, die beim Bruch der Paneele freigesetzt werden können. Doch trotz dieser Fakten existieren bislang kaum kommunale Rückbaupläne. Viele Bauhöfe sind auf die Thematik nicht vorbereitet. Auch fehlt oft die personelle Kapazität, um Förderprogramme zu prüfen oder spezialisierte Fachbetriebe zu beauftragen.
Recycling-Chaos: Wohin mit dem Solarschrott?
Ein PV-Modul besteht zu rund 80 % aus Glas, gefolgt von Aluminium, Kunststoffen, Silizium und – in kleinen Mengen – Silber, Zinn oder Kupfer. Technisch wäre eine Wiederverwertung von bis zu 95 % der Materialien möglich. In der Realität landen viele Altmodule jedoch auf Halde – oder im Ausland, wo sie in fragwürdigen Secondhand-Märkten weiterverkauft werden.
Die Gründe sind vielfältig: In Deutschland gibt es bislang nur wenige Recyclinganlagen, die auf PV-Module spezialisiert sind. Der Transport ist teuer, der Aufwand hoch, der Erlös gering. Viele Betreiber scheuen die Kosten oder kennen die Möglichkeiten schlicht nicht. Kommunen wiederum haben oft keine Informationen darüber, welche Anlagen wann zurückgebaut werden müssten – oder wem sie überhaupt gehören.
Aktuell fehlt ein zentrales Register für PV-Altanlagen. Zwar existiert das Marktstammdatenregister, doch es ist unvollständig, fehleranfällig und für viele Kommunen schwer zugänglich. Auch eine klare Klassifikation nach Modultypen oder potenziellen Schadstoffklassen existiert nicht. Die Folge: Rückbau- und Recyclingprozesse werden unnötig verkompliziert.
Ein weiteres Problem ist, dass der PV-Boom längst auch Kleinanlagen betrifft – etwa sogenannte Balkonkraftwerke. Diese Mini-Solarsysteme gelten als Einstieg in die private Energiewende und erfreuen sich wachsender Beliebtheit.
Aspekt |
Technisches Potenzial |
Reale Umsetzung in Deutschland |
Glas-Recyclingquote | bis zu 95 % möglich | < 50 % tatsächlich recycelt |
Rückführung wertvoller Metalle | Silber, Kupfer, Zinn rückgewinnbar | selten wirtschaftlich, oft Export |
Erfassung alter PV-Anlagen | digital machbar (z. B. QR-Modul-ID) | keine einheitliche Erfassung, viele Lücken |
Recyclinganlagen | technisch vorhanden (z. B. Pyrolyseverfahren) | nur sehr wenige Standorte bundesweit |
Was private Haushalte beim Recycling ihrer PV-Anlagen beachten müssen
Auch für Privatpersonen, die in den 2000er- oder 2010er-Jahren in Photovoltaik investiert haben, nähert sich bei vielen Anlagen das Laufzeitende. Doch was tun mit den alten Modulen, Wechselrichtern oder Montagesystemen?
Im Sinne einer zukunftsorientierten Kreislaufwirtschaft geht es beim Recycling längst nicht mehr nur darum, Abfälle zu entsorgen – sondern darum, Rohstoffe gezielt zurückzugewinnen und wieder nutzbar zu machen. Das gilt auch für private Solaranlagen, deren Module wertvolle Materialien wie Silizium, Aluminium und Edelmetalle enthalten.
- Zuständigkeiten prüfen
Altmodule gelten als Elektro-Altgeräte und unterliegen dem ElektroG. Das bedeutet: Die Rücknahme ist grundsätzlich kostenlos – allerdings nur, wenn sie über offizielle Sammelstellen oder Hersteller erfolgt. Viele Anlagenbesitzer wissen das nicht und zahlen unnötig für Entsorgung oder Lagerung.
- Nicht einfach auf den Wertstoffhof bringen
PV-Module dürfen nur an dafür zugelassene Sammelstellen abgegeben werden – und nicht auf jedem Wertstoffhof ist das möglich. Wer Module „einfach irgendwo ablädt“, riskiert Bußgelder oder eine umweltschädliche Zwischenlagerung.
- Altgeräte enthalten Schadstoffe
Vor allem ältere Module können Blei, Cadmium oder halogenierte Polymere enthalten. Werden sie unsachgemäß gelagert oder beschädigt, können diese Stoffe freigesetzt werden. Deshalb sollten Module immer unversehrt transportiert und niemals zerschlagen werden.
- Rücknahmepflicht der Hersteller
Hersteller, die nach dem 13. August 2005 Module in Deutschland verkauft haben, sind zur Rücknahme verpflichtet. Viele davon sind im PV-Cycle-System organisiert. Allerdings: Wenn der Hersteller nicht mehr existiert oder der Importeur unklar ist, bleibt der Eigentümer auf dem Modul sitzen.
- Vorsicht beim Weiterverkauf
Was auf Kleinanzeigenportalen als „Secondhand-Modul für Bastler“ angeboten wird, landet nicht selten in inoffiziellen Exportkanälen – oft ohne funktionale Prüfung, CE-Kennzeichnung oder Entsorgungsnachweis. Das ist rechtlich heikel und kann gegen EU-Vorgaben zur Elektroschrottverbringung verstoßen.
- Recycling als Wertschöpfung erkennen
Statt alte Module nur als Last zu sehen, sollten Haushalte ihren Beitrag zur Kreislaufwirtschaft verstehen: Wer Solartechnik sauber zurückführt, sorgt dafür, dass seltene Rohstoffe in den Produktionskreislauf zurückkehren – und verhindert, dass umweltschädlicher Bergbau weiter eskaliert.