
Menschen mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung werden häufig missverstanden – besonders, wenn es um die Neigung zum Lügen geht. Viele Betroffene kämpfen mit starken inneren Spannungen und erleben ihre Welt oft als verwirrend und überwältigend. Das Bedürfnis, sich oder andere zu schützen, kann dazu führen, dass sie nicht immer ganz ehrlich sind. Für Angehörige ist es deshalb wichtig zu wissen, dass hinter solchen Verhaltensweisen meist keine böse Absicht steckt, sondern tief sitzende Ängste und Unsicherheiten. Wenn du mehr über die Ursachen, Hintergründe und den Umgang damit erfahren möchtest, findest du in diesem Artikel wertvolle Einblicke und praktische Tipps.
Was ist die Borderline-Störung?
Die Borderline-Störung, auch als Borderline-Persönlichkeitsstörung bezeichnet, ist eine ernste psychische Erkrankung, die durch ausgeprägte emotionale Instabilität geprägt ist. Menschen mit dieser Störung erleben oft sehr intensive Gefühle, die sich in kurzer Zeit stark verändern können. Sie reagieren empfindlicher auf äußere Reize und sind häufig anfälliger für Stress.
Zu den typischen Merkmalen gehören instabile zwischenmenschliche Beziehungen, ein wechselndes Selbstbild sowie impulsives Verhalten. Das bedeutet, dass Betroffene Schwierigkeiten haben, ein klares Bild von sich selbst zu entwickeln oder stabile Freundschaften und Partnerschaften aufrechtzuerhalten. Die Angst vor dem Verlassenwerden ist oft besonders groß und führt manchmal dazu, dass sie überstürzt handeln, nur um diese gefürchtete Erfahrung zu vermeiden.
Ein weiteres zentrales Element der Borderline-Störung ist das Gefühl innerer Leere. Viele Betroffene beschreiben das Empfinden, ständig unzufrieden oder „leer“ zu sein. Auch selbstschädigendes Verhalten wie Ritzen oder riskante Aktionen treten nicht selten auf.
Diese Symptome führen nicht nur zu hohen Belastungen bei den Betroffenen, sondern beeinflussen auch ihr Umfeld erheblich. Eine frühzeitige Diagnose und gezielte therapeutische Unterstützung sind deshalb enorm wichtig, damit Menschen mit Borderline lernen, ihre Emotionen besser zu regulieren und einen stabileren Alltag zu entwickeln.
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Typische Symptome und Verhaltensweisen

Borderliner und ihre Neigung zum Lügen
Ein weiteres zentrales Symptom ist das Schwarz-Weiß-Denken. Situationen oder andere Personen werden meist entweder idealisiert oder stark abgewertet – ein gesundes Mittelmaß fällt Betroffenen schwer. Hinzu kommt eine ausgeprägte Angst davor, verlassen zu werden, egal ob real oder nur eingebildet. Dieses Gefühl der Bedrohung führt oftmals zu impulsiven Handlungen wie übertriebene Nähe suchen, klammern oder im Gegenzug Rückzug und Ablehnung.
Darüber hinaus berichten viele über ein anhaltendes Gefühl der inneren Leere. Selbstverletzendes Verhalten, Essstörungen oder riskante Aktivitäten können als Versuch dienen, diese Leere kurzfristig auszufüllen oder Schmerzen zu lindern. Häufig treten auch Unsicherheiten bezüglich des eigenen Selbstbilds auf: Wer bin ich eigentlich? Diese Identitätsprobleme ziehen sich nicht selten durch alle Lebensbereiche und verursachen Frustration sowie Konflikte im sozialen Umfeld.
Typisch ist außerdem eine starke Impulsivität; Entscheidungen werden manchmal spontan und ohne Nachdenken getroffen, was zu Problemen am Arbeitsplatz, finanziellen Schwierigkeiten oder Streitigkeiten mit Freunden führen kann. Das tägliche Leben wird dadurch oftmals sehr belastend – sowohl für dich selbst als auch für Angehörige.
Warum lügen Menschen mit Borderline-Störung oft?
Viele Menschen mit Borderline-Störung greifen auf Lügen zurück, ohne dass dahinter eine bewusste Täuschungsabsicht steckt. Oft ist das Lügen ein Schutzmechanismus, um sich vor Ablehnung, Kritik oder unangenehmen Gefühlen zu schützen. Wenn du unter starken inneren Spannungen leidest, kann es schwer sein, ehrlich über deine Gedanken und Emotionen zu sprechen – manchmal ist die Angst, verletzt zu werden oder verlassen zu werden, einfach zu groß.
Ein weiterer Grund ist der Wunsch, Anerkennung oder Kontrolle über die eigene Situation zu bekommen. Da Betroffene häufig befürchten, von anderen missverstanden zu werden, kann es vorkommen, dass sie Informationen verändern oder erfinden, um besser angenommen zu werden. Das Umfeld soll dadurch oft beruhigt oder getröstet werden, obwohl dies natürlich langfristig zu Vertrauensverlust führen kann.
Typisch ist außerdem die Tendenz zu impulsivem Verhalten: Gefühle und Impulse werden nicht immer rational bewertet, weshalb Betroffene in emotional belastenden Momenten schneller spontan lügen. Das passiert meist nicht aus Kalkül, sondern aus akuter Not heraus. Insgesamt steht hinter diesen Unwahrheiten fast immer das Ziel, unerträgliche Spannung abzubauen oder zwischenmenschlichen Konflikten vorzubeugen. Es handelt sich also eher um einen verzweifelten Versuch, emotionale Stabilität herzustellen, als um gezielte Manipulation.
Ursachen für Lügen | Typische Folgen | Mögliche Hilfestellungen |
---|---|---|
Angst vor Ablehnung oder Verlassenwerden | Verlust von Vertrauen in Beziehungen | Klare und wertschätzende Kommunikation |
Starke innere Anspannung und emotionale Überforderung | Häufige Missverständnisse | Therapeutische Unterstützung (z.B. DBT) |
Bedürfnis nach Kontrolle oder Bestätigung | Konflikte im sozialen Umfeld | Stabiles soziales Netzwerk aufbauen |
Folgen für Beziehungen und das soziale Umfeld
Menschen mit Borderline-Störung können ihr Umfeld durch das häufige Lügen und ihre emotionalen Schwankungen stark belasten. Für Freunde, Partner oder Familienmitglieder ist es oft schwer nachzuvollziehen, warum scheinbar grundlos die Wahrheit verdreht wird. Das führt nicht selten dazu, dass sich Angehörige verletzt, verunsichert oder sogar manipuliert fühlen. Das Vertrauen, welches die Basis jeder engen Beziehung darstellt, gerät ins Wanken und kann langfristig komplett verloren gehen.
Ein weiteres Problem besteht darin, dass viele Betroffene auf Konflikte entweder impulsiv oder mit Rückzug reagieren. Oft wechseln sie abrupt zwischen Nähe und Distanz, was beim Gegenüber zu großer Unsicherheit führt. Beziehungen werden dadurch von einem ständigen Auf und Ab begleitet – Harmonie und Krisen folgen meist unmittelbar aufeinander.
Das soziale Umfeld reagiert mitunter mit Überforderung und Rückzugstendenzen. Manche Menschen distanzieren sich aus Selbstschutz, andere versuchen, ständig Trost oder Lösungen anzubieten und gelangen dabei selbst in emotionale Erschöpfung. Besonders belastet sind Partnerschaften, aber auch Freundschaften und Arbeitsbeziehungen. Es zeigt sich: Ohne gegenseitiges Verständnis, offene Kommunikation und im Idealfall Unterstützung durch Fachleute geraten Beziehungen zu Menschen mit Borderline-Störung schnell in eine schwierige Dynamik.
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Therapie und Behandlungsmöglichkeiten bei Borderline

Therapie und Behandlungsmöglichkeiten bei Borderline – Borderliner und ihre Neigung zum Lügen
Ergänzend dazu können Einzel- oder Gruppentherapien eingesetzt werden, bei denen Betroffene ihre eigenen Verhaltensweisen reflektieren und gemeinsam neue Strategien entwickeln. Medikamente spielen meist nur unterstützend eine Rolle, zum Beispiel um Begleiterkrankungen wie Depressionen oder Angstzustände zu lindern. Besonders wichtig ist der Aufbau eines stabilen sozialen Netzwerks – Freunde und Familie sollten einbezogen werden, damit sich der Heilungsprozess stärker im täglichen Leben verankern kann.
Selbsthilfegruppen geben vielen das Gefühl, nicht allein mit ihren Problemen zu sein: Der Austausch über Erfahrungen und Fortschritte kann Hoffnung geben und stärken. Auch regelmäßige Achtsamkeits- und Entspannungsübungen helfen, Anspannung abzubauen und neue Wege aus alten Mustern zu finden. Die Kombination aus professioneller Hilfe, aktiver Mitarbeit und einem verständnisvollen Umfeld erhöht die Chancen, ein erfüllteres und weniger konfliktreiches Leben zu führen.
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Tipps für Angehörige und Freunde im Umgang mit Betroffenen

Tipps für Angehörige und Freunde im Umgang mit Betroffenen – Borderliner und ihre Neigung zum Lügen
Eine offene und wertschätzende Kommunikation bildet die Basis für eine vertrauensvolle Beziehung. Zeige klar deine eigenen Gefühle und Grenzen auf, statt Vorwürfe zu machen. So gibst du dem anderen Halt und Orientierung. Hilfreich ist es außerdem, auf dein eigenes Wohlbefinden zu achten: Gönn dir Pausen, suche bei Bedarf Unterstützung (z.B. durch Beratungsstellen oder Selbsthilfegruppen), damit du langfristig kraftvoll begleiten kannst.
Vermeide, jedes Lügen sofort offen anzusprechen oder auf Konfrontation zu gehen. Oft führen sanfte Nachfragen und echtes Interesse dazu, dass sich der Betroffene verstanden fühlt und mehr Offenheit zulassen kann. Klares Verhalten gepaart mit Mitgefühl erleichtert euch beiden den Umgang miteinander und hilft, das gegenseitige Vertrauen trotz aller Schwierigkeiten wieder aufzubauen.
Symptom | Auswirkung auf Beziehungen | Empfohlene Reaktion |
---|---|---|
Stimmungswechsel | Verunsicherung beim Umfeld | Ruhe bewahren und Verständnis zeigen |
Schwarz-Weiß-Denken | Wechsel zwischen Idealisierung und Abwertung | Grenzen klar kommunizieren |
Impulsives Verhalten | Plötzlicher Beziehungsabbruch oder Streit | Geduldig bleiben und professionelle Hilfe anregen |
Früherkennung und Prävention der Borderline-Störung
Bereits im Jugendalter können erste Anzeichen auf eine mögliche Borderline-Störung hindeuten. Dazu zählen zum Beispiel anhaltende Stimmungsschwankungen, Schwierigkeiten im Umgang mit Stress sowie häufige Konflikte in Freundschaften oder innerhalb der Familie. Wenn du bei dir selbst oder einem nahestehenden Menschen bemerkst, dass das Gefühlsleben extrem wechselhaft ist und schon kleine Auslöser zu starken emotionalen Reaktionen führen, kann es sinnvoll sein, frühzeitig Hilfe zu suchen.
Früherkennung ist ein entscheidender Faktor, um den Verlauf der Störung positiv zu beeinflussen. Je früher therapeutische Unterstützung erfolgt, desto höher sind die Chancen, belastende Muster aufzulösen, bevor sie sich dauerhaft festigen. Hier empfiehlt es sich, bereits mit wenigen Symptomen psychotherapeutisches Gesprächsangebot wahrzunehmen – insbesondere bei Kindern und Jugendlichen können Eltern, Lehrer oder Erzieher wichtige Wegbegleiter sein, indem sie aufmerksam bleiben und Hilfen anstoßen.
Zur Prävention gehört auch, Wissen über die Borderline-Thematik offen zu vermitteln. Sensibilisierung für emotionale Gesundheit und soziale Kompetenzen kann helfen, gefährdete Personen frühzeitig zu stärken. Der Aufbau eines stabilen sozialen Umfelds, der bewusste Umgang mit Stress sowie frühe Förderung von Selbstwertgefühl und Kommunikation tragen dazu bei, einer späteren Manifestation der Störung vorzubeugen.
Beispiele und Studien zur Borderline-Störung
Ein anschauliches Beispiel für die Komplexität der Borderline-Störung zeigen die Ergebnisse mehrerer wissenschaftlicher Studien. In einer bekannten Langzeitstudie wurde festgestellt, dass etwa 1-2 % der Bevölkerung von dieser Störung betroffen sind – mit einer deutlich höheren Dunkelziffer. Besonders ins Auge fällt dabei, dass die Symptome häufig schon in der Jugend auftreten und ohne gezielte Hilfe im Erwachsenenalter weiterbestehen können.
Eine Forschungsarbeit unter Leitung von Marsha Linehan, der Entwicklerin der Dialektisch-Behavioralen Therapie (DBT), belegt die Wirksamkeit dieses Ansatzes: Viele Betroffene berichten nach Abschluss der Therapie über ein verbessertes Selbstwertgefühl und eine spürbare Reduktion von impulsivem sowie selbstschädigendem Verhalten. Interessant ist außerdem, dass das Umfeld auf Veränderungen meist sehr positiv reagiert – Vertrauen kann oft Schritt für Schritt wieder aufgebaut werden.
Weitere Fallberichte zeigen, wie schwer es ist, zwischen tatsächlicher Lüge und dem Versuch emotionaler Notfallbewältigung zu unterscheiden. Nicht selten geben Menschen mit Borderline an, dass sie ihre eigenen Aussagen im Nachhinein selbst nicht immer klar zuordnen können. Dies verdeutlicht, dass Lügen bei Borderline weniger absichtlich als vielmehr Symptom eines tiefgreifenden inneren Konflikts sind. Die Forschung unterstreicht somit, wie wertvoll Verständnis, Geduld und professionelle Unterstützung im Umgang mit dieser Störung sind.